Interview with Austrian Foreign Minister (German, Original Version)

The Inter-European Division's News Editor, Andreas Mazza, interviews the Foreign Minister of Austria, Sebastian Kurz.

Rome, Italy.
Andreas Mazza, CD-EUDNews.
Sebastian Kurz

Sebastian Kurz

This Interview will be published both in German - the Original Language - and in English.

German Interview:

A. Mazza: Herr Außenminister, es schaut so aus, als sei die Welt wahrhaftig aus den Fugen geraten. Wie kann Europa wirksamer auf Krisen reagieren ?

S. Kurz: Das Jahr 2016 war geprägt von den großen Herausforderungen – von der Flüchtlingskrise, dem Zustrom von Menschen nach Europa und auch vom Terror auf der Welt.
Die Herausforderungen werden aus meiner Sicht weder kleiner noch weniger werden. Wir brauchen ein starkes Europa, das es schafft, Antworten auf die großen Fragen zu finden und mehr Tempo und Flexibilität in den Entscheidungen.

A. Mazza: Eine Terrorwelle erschüttert seit geraumer Zeit die Welt und teilweisse auch Europa. Müssen wir uns an diese Gewalt gewöhnen?

S. Kurz: Verständlicherweise gibt es viele Österreicherinnen und Österreicher, die sich Sorgen machen und Unsicherheiten verspüren. Wir nehmen diese Sorgen und Ängste sehr ernst und tun alles, um das Zusammenleben in Österreich und Europa bestmöglich zu gestalten. Es braucht auch den entschiedenen gemeinsamen Kampf gegen Terror und Radikalisierung – dies ist auch einer meiner Schwerpunkte unter dem österreichischen OSZE-Vorsitz 2017.

A. Mazza: Großbritannien hat sich für den Brexit, den Austritt aus der EU, entschieden – wie groß ist die Gefahr einer Spaltung Europas?

S. Kurz: UK hat oft den Finger in die Wunde gelegt, wie zum Beispiel beim Thema Sozialleistungen oder auch bei der Stärkung der Subsidiarität. Aus meiner Sicht braucht es jetzt eine rasche Lösung aktueller Probleme, insbesondere der Flüchtlingskrise. Dadurch können wir als EU auch wieder mehr Vertrauen zurückgewinnen. In den großen Fragen wie der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik muss die EU stärker werden, in anderen Bereichen aber den Nationalstaaten und Regionen wieder mehr Kompetenzen zurückgeben, wenn diese auf nationaler und regionaler Ebene besser gelöst werden können. Wenn wir das schaffen, dann wird es aus meiner Sicht zu keiner Spaltung Europas kommen.

A. Mazza: Wie sollte das Europa der Zukunft aussehen? Was ist Ihre Vision von Europa ?

S. Kurz: Die Europäische Union ist das erfolgreichste Friedensprojekt und Basis für viele erfolgreiche Entwicklungen auch in Österreich - gerade für die junge Generation, für die ein Europa ohne Grenzen nach innen selbstverständlich war. Ich bin überzeugt, dass Europa für Österreich alternativlos ist. Das heißt aber auch, dass wir daran arbeiten müssen, die EU weiterzuentwickeln und auch klar ansprechen müssen, was verändert werden muss. Dabei geht’s für mich um den effektiven Schutz der EU-Außengrenze, damit wir weiterhin ohne Grenzen nach innen leben können. Und besonders wichtig ist auch die Subsidiarität – also ein Europa, dass groß in den großen Fragen wie Sicherheits- und Außenpolitik ist, dafür klein in den kleinen Fragen, bei denen die Regionen selbst besser entscheiden können. Wichtig ist vor allem aber, dass wir die Migrationskrise meistern und hier endlich zu klaren, gemeinsamen Antworten finden. Nur so können wir das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen und weiter an der Europäischen Gemeinschaft arbeiten.

A. Mazza: Kennen Sie die Adventgemeinde ? Wie kann die Adventgemeinde konkret in Oesterreich bzw. in Europa helfen, die anliegenden kritischen Situationen zu meistern ?

S. Kurz: Selbstverständlich kenne ich die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Österreich, eine staatlich eingetragene Bekenntnisgemeinschaft. Alle Kirchen und Religionsgesellschaften sind gleichermaßen aufgerufen, sich zu den konkreten Herausforderungen und Problemstellungen, wie sie sich derzeit angesichts der großen Migrationsbewegungen stellen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten einzubringen.

A. Mazza: Vielen Dank fuers Gespraech, Herr Kurz. Ich wuensche Ihnen Gottes reichsten Segen.

S. Kurz: Ich danke Ihnen, Herr Mazza.

Picture: Andreas Mazza, EUD News Editor.

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